Meine Elektro-Scooter

Mehr aus einer Laune heraus als aus Notwendigkeit habe ich bei der Abfahrt in meinen Kroatien-Urlaub noch schnell diesen Scooter gekauft. OK, ein bisserl überlegt war's schon, weil ich schon länger ein möglichst kleines "Beiwagerl" für mein Wohnmobil gesucht und im Internet recherchiert habe. Die tatsächliche Kaufentscheidung ist dann aber wirklich spontan während der Fahrt gefallen.

 

Der E-Twow (ausgesprochen wie E-2, englisch natürlich) ist die meiner Meinung nach durchaus geniale Konstruktion des rumänischen Ingenieurs Dr. Sorin Sirbu, die sich in vielen Details von allen anderen Elektro-Scooter am Markt abhebt.

Technische Daten und Ausstattung

Hersteller:     E-Twow Electric Mobility SA
Modell: S2 Booster
Baujahr: 2015
Gesamtlänge: 0,94 m (gefaltet 0,95 m)
Gesamtbreite: 0,37 m (gefaltet 0,14 m)
Gesamthöhe:

1,16 m (gefaltet 0,33 m)

Akku:

33 V - 6,5 Ah Lithium-Polymer

Motor: Bürstenloser Radnabenmotor
Leistung:

500 W

Drehmoment:

15 Nm

Antrieb: Vorderradantrieb
Fahrwerk:

Aluminiumrahmen

gefederte Telegabel vorne

Aluminium-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein hinten

Bereifung:

Pannensichere Polyurethan-Hohlkammerreifen

200x45 (vorne und hinten)

Bremse vorne: Elektr. Rekuperationsbremse
Bremse hinten: Mech. Direktbremse
Gewicht incl. Akku: 10,8 kg
Traglast:

110 kg

Höchstgeschwindigkeit:

30 km/h

Geschwindigkeitsbegrenzung:

programmierbar (12/20/25 km/h)

Max. Reichweite:

35 km

Ladezeit:

2 Stunden

Ausstattung:

Tempomat

Kick-Start-Funktion

Energierückgewinnungsystem KERS

LED-Scheinwerfer mit Lichtsensor

Lenker und Griffe klappbar

Lenker höhenverstellbar (2 Stufen)

Piezo Keramik Hupe

Gesamtpreis:

nur als Spielzeug relativ teuer

Bilder-Galerie

Scooter

 

Urlaubsbilder

Der Elektro-Scooter im Einsatz

Beschreibung

Das herausstechendste Merkmal ist natürlich der Vorderradantrieb, wodurch einige weitere Vorteile überhaupt erst möglich werden. Der bürstenlose Radnabenmotor und der Lithium-Polymer-Akku sind der letzte Stand der Technik und durch den Wegfall von Antriebskette oder ähnlichem völlig wartungslos und möglichst leichtgewichtig.

 

Die Vorderradbremse erfolgt rein elektrisch und zwar wird dabei die Bremsleistung nicht mehr in Wärme umgewandelt, sondern wieder in den Akku zurückgespeist. Das ganze nennt sich KERS (kinetic energy recover system) und wird im Prinzip so auch in der heutigen Formel 1 eingesetzt.

 

Die Hinterradbremse funktioniert aus Sicherheitsgründen rein mechanisch indem man einfach wie bei jedem unmotorisierten Scooter auf das Schutzblech tritt.

 

Diese Auslegung beider Bremsen erspart einiges Gewicht für eine herkömmliche Bremsanlage samt Bedienungshebeln und Bowdenzügen und ermöglicht zusätzlich das Anklappen der Lenkergriffe für ein geringstmögliches Packmaß. Als weiterer Vorteil bleibt dadurch das Gesamtdesign völlig clean und "spielzeugmäßig" (mehr dazu weiter unten).

 

Duch das Umklappen der Lenkerstange und das Anklappen der Griffe ist das Packmass so gering wie nur irgendwie denkbar. Ein einzelner Faltsessel braucht deutlich mehr Platz im Wohnmobil.

 

Beide Räder sind gefedert, vorne über eine Teleskopgabel und hinten über eine Schwinge und untenliegender Feserung.

 

Die Reifen sind luftlose Hohlkammerreifen. Sie federn zwar nicht ganz so gut wie Luftreifen aber deutlich besser als Vollgummi und haben deren großen Vorteil, dass keine Luft ausgehen kann.

 

Elektronisch bietet der Scooter alles, was nur denkbar ist - einstellbare Geschwindigkeitsbegrenzung, Tempomat, Umgebungstemperaturanzeige, automatischer Lichtsensor

Bedienungselemente

Von links nach rechts:

 

Bremshebel

Durch das Drücken des linken Daumenhebels wird die elektrische Bremse aktiviert

 

Hupe

Kann im Fußgängerverkehr recht nützlich sein

 

Licht

Das Licht wird über einen Helligkeitssensor automatisch geschaltet, kann aber auch manuell ein- und ausgeschaltet werden

 

Set-Taste

Zum Umschalten und Rücksetzen des Kilometerzählers

 

Hauptschalter

Zum Ein- und Ausschalten des Scooters

 

Gashebel

Mit dem rechten Daumen wird das Gas stufenlos betätigt

Cockpitdisplay


Das Cockpit ist recht informativ und übersichtlich, von links oben nach rechts unten:

 

Batterie-Ladezustand

Zeigt die verbleibende Restkapazität des Akkus als Balkenanzeige und in Prozent

 

Geschwindigkeitsanzeige

Digitale Anzeige der Geschwindigkeit in km/h

 

Umgebungstemperatur

Digitale Anzeige der Umgebungstemperatur in °C


Kilometerzähler

Nach Drücken der Taste S kann mit zwei Anzeigen gewechselt werden:

- TRIP           Tageskilometerzähler

- TOTAL        Gesamtkilometer

Programmierung

Die Programmierung des Scooters ist zwar nicht allzu schwierig, sie ist aber in allen mir bekannten Bedienungsanleitungen unvollständig, fehlerhaft oder überhaupt nicht  beschrieben. Das Internet gibt auch nichts her, aber mein Händler hat mir zumindest ein sehr schlecht kopiertes A4-Blatt mitgegeben, das mich nach einigen Versuchen zum Ziel geführt hat.

 

Hier also die Beschreibung, wie die Programmierung meines Scooters funktioniert:

 

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass alle Eingaben relativ zügig erfolgen müssen (grober Richtwert ca. 1 Eingabe pro Sekunde), da nach ca. 3 Sekunden ohne Eingabe der Programmiermodus abgebrochen wird. Während der Programmierung in dieser Anleitung nachlesen funktioniert definitiv nicht. Wenn aber der genaue Ablauf schon vorher bekannt ist, dann funktioniert es problemlos.

 

Umstellung auf km/h oder Meilen/h

  1. Scooter einschalten
  2. Hauptschalter und Set-Taste gleichzeitig drücken bis "Po" im Display angezeigt wird
  3. Mit dem Hauptschalter zwischen km/h und Meilen/h umschalten
  4. Zum Abschließen Set-Taste drücken oder einfach 3 Sekunden warten

Lichtsensor ein- und ausschalten

  1. Scooter einschalten
  2. Hauptschalter und Set-Taste gleichzeitig drücken bis "Po" im Display angezeigt wird
  3. Mit der Set-Taste auf "P1" im Display schalten
  4. Mit dem Hauptschalter den Lichtsensor ein- oder ausschalten.
    Die aktuelle Einstellung wird rechts unten im Display angezeigt (0=aus, 1=ein)
  5. Zum Abschließen Set-Taste drücken oder 3 einfach Sekunden warten

Fahrfunktionen und Geschwindigkeitsbegrenzung

  1. Scooter ausschalten
  2. Bremshebel voll durchdrücken und bis zum Ende der Programmierung gedrückt halten
  3. Scooter einschalten
  4. Gashebel je nach gewünschter Programmierung 2-8x hintereinander voll durchdrücken
    2x drücken = Tempomat ein/aus
    3x drücken = Kick-Start ein/aus
    4x drücken = keine Geschwindigkeitsbegrenzung
    5x drücken = Geschwindigkeitsbegrenzung 25 km/h
    6x drücken = Geschwindigkeitsbegrenzung 20 km/h
    8x drücken = Geschwindigkeitsbegrenzung 12 km/h
  5. Bremshebel wieder loslassen

Erfahrungen

Als Ergänzung zum Wohnmobil ist der Elektro-Scooter einfach genial. Früher bin ich in interessanten Orten einfach durchgefahren, weil halt gerade kein Parkplatz in der Nähe oder der Gehweg zu weit war. Der Scooter ist in 30 Sekunden fahrbereit und ein paar Kilometer Anfahrt oder mal schnell auf die andere Seite eines Platzes zu fahren macht richtig Spass.

Der E-Twow gehört seit dem Kauf zur Grundausrüstung meines Wohnmobils.

 

Die 30 km/h sind problemlos möglich und sind auch völlig ausreichend. Üblicherweise fahre ich damit auf Gehsteigen mitten unter den Fußgängern und da bist du schon mit 20 km/h 4-5x schneller. Die volle Geschwindigkeit macht nur auf freier Strecke Sinn.

 

Wenn du vom Motorrad kommst, dann ist das kippelige Fahrverhalten schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber das legt sich nach ein paar Kilometern recht schnell.

 

Vom Vorderradantrieb merkt man nichts - solange der Untergrund halbwegs Grip bietet. Auf nassen glatten Steinplatten schaut es aber anders aus. Besonders wenn man dann aus Angst vor "Stolperfallen" das Gewicht mehr aufs Hinterrad verlagert, kann das 500W-Motörchen das Vorderrad recht leicht zum Durchdrehen bringen und besonders in Kurven rutscht es dann seitlich weg. Wenig hilfreich ist dabei die etwas gefühllose Gasannahme (oder heißt das jetzt Stromannahme).

 

Der Tempomat ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, weil er sich nach ein paar Sekunden mit konstanter Geschwindigkeit selbst einschaltet. Man gewöhnt sich auch daran recht rasch, aber nachdem immer wieder Freunde damit fahren wollen, hab ich ihn meistens deaktiviert.

 

Es gibt auch noch eine programmierbare Kick-Start-Funktion, mit der man einstellen kann, ob der Scooter bereits im Stillstand Gas annimmt oder erst in Bewegung, d.h. nach einem ersten Fußtritt. Das Ganze soll eine Sicherheitsfunktion sein - ich brauch's nicht und hab's daher ausgeschaltet.

 

Die elektische Vorderradbremse verzögert eher verhalten, so dass man auch keine Angst haben braucht, dass man über den Lenker stürzen könnte. Im Normalfall ist das völlig ok, aber für Notbremsungen ist sie jedoch zu schwach, so dass dann die Unterstützung durch die Hinterradbremse notwendig ist. Diesen Notbrems-Reflex mit der Fußbremse muss man sich jedoch bewusst anlernen, was aber nicht ganz so einfach ist wie es klingt. Dazu muss man wissen, dass bei leichtesten Tritt auf die hintere Bremse immer auch die elektrische Vorderradbremse zugeschaltet wird, und zwar mit voller Bremswirkung. Für eine echte Notbremsung sicher gut, aber "vorausschauendes" leichtes Bremsen mit dem Hinterrad ist so nicht möglich.

 

Von der Federung sollte man sich nicht zuviel Komfort erwarten. Auf Pflastersteinen oder Betonplatten rumpelt's trotzdem noch ordentlich, aber mir fehlt auch der Vergleich, weil ich  noch keinen ungefederten Scooter gefahren bin. Die Federwege sind recht kurz und gelegentlich schlägt auch mit meinen 80 kg speziell die hintere Federung durch. Die angegebene 110 kg Zuladung sehe ich daher auch mit etwas Skepsis.

 

Der Klappmechanismus ist gelegentlich etwas hakelig, ich denke aber, dass das mit der Zeit noch deutlich geschmeidiger wird.

 

Die angegebenen 35 km Reichweite sind wie üblich recht optimistisch und sicher nur bei optimalen Bedingungen mit sehr leichtem Fahrer erreichbar, aber mehr als 20 km habe ich im normalen Betrieb immer erreicht. Es wäre noch mehr möglich, aber die Leistung lässt dann deutlich nach, so dass ich im Sinne der Lebensdauer lieber den Akku lade.

 

Der größte Vorteil des E-Twow ist aber sicherlich sein spielzeughaftes Design und seine geringen Abmessungen, die nicht größer als die eines Kinder-Scooters sind. Auf den ersten und vielleicht auch den zweiten Blick ist er nicht als motorisierter Scooter erkennbar und daher im Gegensatz zu größeren Scooter oder Fahrrädern problemlos auf Gehsteigen und in Fußgängerzonen verwendbar. Egal wie deppert du um die Fußgänger herumfährst, du wirst trotzdem damit nie als Gefahr gesehen und immer ein freundliches Lächeln erhalten. Die Unschuldsfarbe Weiß passt natürlich perfekt dazu.

Rechtliche Grundlagen

In Österreich werden Elektroscooter bis 25 km/h Höchstgeschwindigkeit und max. 600 Watt Leistung rechtlich als Fahrräder eingestuft. Mit etwas Augenzudrücken bei der Geschwindigkeit würde der E-Twow da also reinpassen, andernfalls wäre er wie ein 50ccm-Moped mit allen dazugehörenden Vorschriften zu betrachten.

 

Die ganz Genauen können ja auch noch die Geschwinigkeitsbegrenzung auf 25 km/h programmieren und so vor dem Gesetzeshüter mit blütenweißer Weste dastehen.

 

Ich gehe also für alle weiteren Betrachtungen davon aus, dass mein E-Twow aufgrund seines spielzeughaften Designs auch von der Polizei als "Fahrrad" gesehen wird und somit gibt es keine Vorschriften bezüglich Helmpflicht, Haftpflichtversicherung, Kennzeichen, Zulassungs- und Führerschein.

 

Folgende Verkehrsflächen dürfen mit Fahrrädern befahren werden:

  • Fahrbahnen, sofern keine Radfahranlage vorhanden ist
  • "Radwege" sowie "Geh- und Radwege"
  • Radfahrstreifen
  • Wohnstraßen

Folgende Verkehrsflächen dürfen nicht befahren werden, jedoch ist das Schieben erlaubt:

  • Gehsteige
  • Gehwege
  • Zebrastreifen

Sollte der Gesetzeshüter den E-Twow aber fälschlicherweise als unmotorisiertes "Kinderspielzeug" sehen, dann dürften auch diese Flächen befahren werden und der Übergang vom Schieben zum Fahren ist bei Scooter sowieso ziemlich undefiniert. Diesbezüglich können also ein paar prophylaktische Fußtritte sicher nicht schaden.

 

Autobahnen und Autostraßen dürfen natürlich generell nicht verwendet werden und sonst gibt es noch das Mindestalter von 12 Jahren für das Fahren ohne Begleitperson sowie die 0,8-Promillegrenze.

 

Genau genommen gelten auch noch die Ausrüstungsvorschriften der Fahrradverordnung, wie zwei voneinander unabhängige Bremsen, Klingel, Rückstrahler und Reflektoren an Speichen und Pedalen sowie bei schlechter Sicht Scheinwerfer und Rücklicht. Laut Auskunft meines Händlers entspricht der E-Twow diesen Vorschriften nicht ganz und wird daher offiziell als "Elektroscooter ohne Betriebserlaubnis" verkauft.

Reiseberichte

Links

E-Twow.com - Webseite des Herstellers
Englische
Bedienungsanleitung - aktuelle Version

Deutsche Bedienungsanleitung - leider nur vom Vorgängermodell

Elektroscooter Shop Baden - der Händler meiner Wahl

Videos

 

Noch mehr Videos zum E-Twow gibt's auf meiner YouTube-Playlist, die ich laufend ergänzen werde.